Mit zwei Kollegen saß ich neulich in einem
Café in der Altstadt Lwiws, da wo es die vielen Touristen gibt. Aus der
Entfernung drang eine Melodie. Ich erkannte das Lied „Zombie“ von The
Cranberries.
Während die
Klänge ertönten, verlor ich kurz die Aufmerksamkeit; ich wurde wie in eine andere
Zeit versetzt, über zwanzig Jahre zurück.
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Damals, in
den 1990er Jahren, als „Zombie“ gerade in die Charts gekommen war und noch lange
kein Klassiker der Popmusik war, schien das Leben irgendwie dramatischer,
tragischer, auch improvisierter als heute. Die Wende war an der Grenze des Gestern, noch
kein historisches Ereignis geworden; in Gesprächen war sie allgegenwärtig.
Das 1990er-Jahre-Gefühl,
dass das Lied in mir hervorrief, empfinde ich auch in Lwiw heute. Die Melodie mischt
sich mit vielfältigen sinnlichen Erfahrungen: dem Blick auf den dekadenten Charme
der unrenovierten Altenbauten, dem architektonischen Erbe des Kommunismus und einem
bestimmten Geruch. Er kommt vom Gebrauch von alten Autos, nicht von der
Braunkohle. Weil sie hier ganz fehlte, haben die Gebäude der Stadt ihre sanften
Farben erhalten.