An der Universität in Montréal wollte mal eine Fotografin
ein Bild von mir machen. „Machen Sie bitte den Kopf gerade. Nein, gerade. Sie
machen es immer noch.“ Als ich mich wehrte und behauptete, dass ich es nicht täte,
erwiderte sie sachlich: „Doch, Frauen machen‘s, wenn sie fotografiert werden: Sie
stellen den Kopf leicht zur Seite.“ Das hätte ich lieber nicht gewusst, denn
seitdem sehe ich geneigte Köpfe überall.
Wenn sie bestimmt kein anthropologisches Universell ist, ist diese
Gewohnheit mindestens Teil eines globalen Trends. In Lwiw gibt es sie auch, die
geneigten Köpfe. Seit ich sie etwas widerwillig sehe, beobachte ich auch folgendes
bei Laien-Fotoshootings: geschmollte
Münder, sexy Augen, einen leicht
gehobenen oder – wie bei einer Ballerina – gespitzten Fuß. Die Haare scheinen
auch ganz wichtig zu sein. Es gibt eine besondere Geste, die Frauen machen, um
die Haare auf die Seite zu schieben, aber ich steige noch nicht ganz durch. Auch
diejenige, die diese Gewohnheiten belächeln, beherrschen oft selbst die Kunst
des Haare-zur-Seite-schieben. Ob sie es merken? Nein, nicht immer, aber
manchmal schon. Die Anleitungen zum Fotoshooting, die auf YouTube zu finden
sind, deuten darauf hin.
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