Freitag, 31. Mai 2019

Das neue Polen (Fortsetzung des Lwiw-Blogs)

Die Autorin versuchte mehrmals, sich bei einem Polnisch-Test an der Universität in Wrocław anzumelden. Vergeblich. Dann kam die Einladung einer akkreditierten Sprachschule aus Warschau. In der Hauptstadt verstand sie, wieso der Test so gefragt war und bekam einen Einblick in die Anwartschaft auf das neue Polen, die Anforderungen für einen Daueraufenthalt und der neuen Marktlage für Sprachschulen.

Wir waren 150 in einer Sporthalle, nochmal 150 im Speisesaal einer Schule im Zentrum Warschaus. Vor kleinen Schreibtischen, mit Nummern versehenen, orangefarbenen Bändern am Arm, saßen wir still da.

Davor mussten wir in einem engen Korridor verweilen. Manche redeten miteinander, vor allem auf Russisch oder Ukrainisch. Viele standen allein, etwas verkrampft. Ihren Handys beraubt, die sie am Eingang hatten abgegeben müssen, blieb uns neben Plakaten, die zu Sportangeboten einluden, nichts anderes übrig als uns gegenseitig zu beobachten.

Dienstag, 6. November 2018

Das gewünschte Ende der Ambivalenzen

Bei einem Politikseminar in einer westukrainischen Stadt im Frühling 2018 lernte sie Julius, einen Fachkollegen aus dem Ruhrgebiet, kennen. Zusammen gingen sie abends in ein vom Reiseführer gelobtes Kaffeehaus am Marktplatz, dem Rynok. Dort erzählte er ihr über seine trotz-des-Debakels-traditionsgemäße-Treue zur SPD, die unabhängige Ukraine, den Rechtsstaat, die politische Lage Deutschlands. Während sie ihm zuhörte, schaute sie sich etwas um. Am Nachbartisch saßen zwei Männer in einem Alter, das man wohl als mittleres bezeichnen würde. Sie sprachen Deutsch und waren so vermutete sie aufgrund ihrer Freizeitkleidung und ihres allgemeinen Auftretens Polizisten im Urlaub. Sie tauschten erst Blicke und dann einige Worter aus, aus denen sich sehr schnell ergab, dass die Männer die AfD großartig finden, Sarah Wagenknecht und Russland ebenso und außerdem eine Rückkehr zur D-Mark wünschen.

Samstag, 3. November 2018

Interview / Vereinigung belarussischer Schrifsteller (auf Belarussisch)

https://lit-bel.org/news/garadskaya-pismennitsa-zblizila-lvo-germaniyu-i-kanadu/?fbclid=IwAR3UoZihV7VG_6vLPbEcFMMUUsRRyTR6xEHqTMLf0z1n0qCDZjvJRJXwxHc

Samstag, 15. September 2018

Tango in Lewandiwka

🌸Eine französische Fassung dieses Textes habe ich am 29. August 2018 gepostet.

In der Menge, die ich beobachtete, fielen mir zwei Personen auf: Eine elegante und etwas verwelkte – oder zu dick geschminkte? – Frau, die ein Seidenkleid trug, das ihren Rücken entblößte, und ein Mann in einem hell-beigen Anzug, zu kokett für den Anlass. Inmitten von Frauen fortgeschrittenen Alters in Röcken, 7/8-Hosen und Sandalen saßen sie auf der Tribüne vor der Hauptbühne des Festivals in Lewandiwka. Diese war am Eingang des dortigen Jugendzentrums aufgebaut worden, das sich in einem ehemaligen sowjetischen, nun in nationalen Farben gestrichen, Kino befindet. Als ich sie fotografierte, wurde mir plötzlich klar: Die zwei exotischen Vögel waren die Tangolehrer, die im Programm, das ich gerade studiert hatte, angekündigt waren.

Sonntag, 9. September 2018

Dichter an der Front

Ich fand mich wieder in einem Kulturpalast. Diesmal nicht im eleganten Lwiw, sondern in der nah an der Front gelegenen Industrie- und Hafenstadt Mariupol, im Osten der Ukraine. „Das ist ein Ort, wie man sich ihn vorstellt“, kommentierte ein Kollege, als wir in dem Saal, der eine Jugendweihe irgendwo in Ostdeutschland hätte beherbergen können, Platz nahmen. Sein Inneres zeugte von der Pracht eines ehemaligen Hotels, das später als sowjetisches, nun ukrainisches Haus des Volkes diente: Hohe Decken mit Sternen besetzt, die als Blumen gehen können, und beige-gelbe Wände, die zum Blau der massenproduzierten Plastikstühle passten, und eine neue Zeit anzukündigen schienen.

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Mittwoch, 29. August 2018

Tango à Lewandiwka


Dans la foule que j’observais, deux personnages se démarquaient : une femme élégante et un peu fanée – ou trop maquillée ? –, portant une robe soyeuse qui lui découvrait le dos, et un homme en complet clair, trop coquet pour l’occasion. Ils étaient assis entre des femmes d’âge mûr en jupe, pantalon aux chevilles et sandales, à une tribune de la scène principale du festival de Lewandiwka. La tribune était installée à l’entrée d’un centre jeunesse situé dans un vieux cinéma soviétique repeint aux couleurs nationales ukrainiennes. En la photographiant, j’ai soudain compris : les deux oiseaux colorés étaient les professeurs de la classe de tango annoncée dans le programme que je venais tout juste de consulter.

Donnerstag, 23. August 2018

Interview: "In Lemberg schaut man sich wenig in die Augen"

http://www.kulturforum.info/de/startseite-de/1000057-ueber-uns/1000087-pressespiegel/7791-in-lwiw-schaut-man-sich-wenig-in-die-augen