Dans la foule que j’observais, deux personnages se
démarquaient : une femme élégante et un peu fanée – ou trop maquillée ?
–, portant une robe soyeuse qui lui découvrait le dos, et un homme en complet
clair, trop coquet pour l’occasion. Ils
étaient assis entre des femmes d’âge mûr en jupe, pantalon aux chevilles
et sandales, à une tribune de la
scène principale du festival de Lewandiwka.
La tribune était installée à l’entrée d’un centre jeunesse situé dans un vieux
cinéma soviétique repeint aux couleurs nationales ukrainiennes. En la photographiant,
j’ai soudain compris : les
deux oiseaux colorés étaient les professeurs de la classe de tango
annoncée dans le programme que je venais tout juste de consulter.
Mittwoch, 29. August 2018
Tango à Lewandiwka
Donnerstag, 23. August 2018
Dienstag, 21. August 2018
Die Krim-Bar
Einmal war ich schon da, mit Freunden aus Polen. Sie liegt in einer Seitenstraße, unweit von meiner Wohnung. Weil es nur Wein gab, wollte einer der Freunde nicht bleiben. Seit er nicht mehr trinkt, ist ihm das Angebot an Wasser und allerlei Getränken wichtig.
***
Ich ging nochmal hin, diesmal mit Marie. Uns behagte die Bar sehr. Sie ist klein, etwas dunkel; die Wand hinter der Theke scheint mit Fässern tapeziert zu sein. Wir setzten uns auf Hocker an einen runden Tisch und bestellten Wein, dessen Name uns fremd war.
Dienstag, 14. August 2018
Der, da oben
Abends auf dem Nachhauseweg hörte
ich: „Hey Barbara!“ Ein Bekannter aus Deutschland stand mit ausgestreckten
Armen an der Straßenecke. Es war eine schöne Überraschung. Mit seiner Familie
tranken wir roten Schnaps und verabredeten uns für den nächsten Morgen an einem
Ort in der Altstadt, wo er als Kind gewohnt hatte.
In den letzten Wochen habe ich viele Lebensgeschichten gehört. Oft ging es um die Kindheit meiner Gesprächspartner, und um die Balkons der Altstadt, die die Wohnungen einer ganzen Etage in den inneren Höfen verbinden. So sei es auch bei meinem Bekannten gewesen: Als Kind sei er auf den Balkonen des Hauses Fahrrad gefahren und habe mit anderen Kindern gespielt. In den Erzählungen wird dann mitunter erwähnt, dass manche Hausbewohner irgendwann in den 1990er Jahren weg waren. Die Hausgemeinschaft erfuhr, dass sie nach Israel, Deutschland, Kanada ausgewandert waren. Das sei das Ende der Idylle auf den Balkons gewesen. Manche blieben, wie die Mutter meines Bekannten aus Deutschland. Er selbst ist später gegangen. Weg ist er aber doch nicht ganz. Auswandern heißt lange nicht, dass man sich nicht mehr bewegt. Im Gegenteil.* Mein Bekannter, der sich selbst gern „der Lemberger“ nennt, ist mit der Stadt sehr verbunden, identifiziert sich stark mit ihr und beschäftigt Landsleute in seiner Firma an der deutsch-polnischer Grenze.
In den letzten Wochen habe ich viele Lebensgeschichten gehört. Oft ging es um die Kindheit meiner Gesprächspartner, und um die Balkons der Altstadt, die die Wohnungen einer ganzen Etage in den inneren Höfen verbinden. So sei es auch bei meinem Bekannten gewesen: Als Kind sei er auf den Balkonen des Hauses Fahrrad gefahren und habe mit anderen Kindern gespielt. In den Erzählungen wird dann mitunter erwähnt, dass manche Hausbewohner irgendwann in den 1990er Jahren weg waren. Die Hausgemeinschaft erfuhr, dass sie nach Israel, Deutschland, Kanada ausgewandert waren. Das sei das Ende der Idylle auf den Balkons gewesen. Manche blieben, wie die Mutter meines Bekannten aus Deutschland. Er selbst ist später gegangen. Weg ist er aber doch nicht ganz. Auswandern heißt lange nicht, dass man sich nicht mehr bewegt. Im Gegenteil.* Mein Bekannter, der sich selbst gern „der Lemberger“ nennt, ist mit der Stadt sehr verbunden, identifiziert sich stark mit ihr und beschäftigt Landsleute in seiner Firma an der deutsch-polnischer Grenze.
***
Wenn
ich mit Menschen in Lwiw zusammenspazieren gehe, bieten sie mir private,
inoffizielle Führungen durch die Stadt. Wir trinken meistens zuerst Kaffee und die Wahl
des Kaffeehauses sagt mir einiges über den Eindruck, den sie mir vermitteln
wollen (intellektuell, „authentisch“, angesagt). Mit dem Lemberger ging es von
der Altstadt in nördliche Richtung, links vom alten Marktplatz. Dort gibt es
erstaunlich viele Kinderspielplätze. Man muss kein Detektiv sein, um daraus
abzuleiten, dass dort jüdische Gebetshäuser und Schulen gestanden haben.
Gedenktafel auf ukrainisch und englischweisen darauf hin. Mein Bekannter machte
mich darauf aufmerksam, dass das Wort Synagoge von den Tafeln weggekratzt war.
Auf meine Frage, ob er selbst schon Erfahrungen mit Antisemitismus gemacht
habe, gab er mir aber eine negative Antwort.
Auf
seinem Smartphone hatte mein Bekannter Fotos von früher, vor dem zweiten
Weltkrieg. Wir versuchten, die geknipsten Orte wiederzufinden. Der Spaziergang
führte uns in die Vuhilna-Straße. Als der Lemberger sich anschickte, etwas zu
sagen, machte ein Herr vorgerückten Alters die Tür eins heruntergekommenen
Gebäudes auf. Nach kurzer Unterhaltung traten wir herein. An den Wänden des
Hauseingangs waren Fotos und Plakate geklebt, die auf Projekte, Ausstellungen,
Kooperationen eines jüdischen Kulturzentrums erinnern. Es war eine schöne Überraschung.
Es
wurde eine Mischung aus Russisch, Ukrainisch und Deutsch geredet. Die zwei
Männer kannten sich. Naja, der Ältere kannte die Mutter des Jüngeren.
Informationen wurden ausgetauscht, eine Zeitung geschenkt, Postkarten
rausgeholt. Zwischendurch wurde rumtelefoniert und Fotos gemacht und ich wusste
schon, dass ich mich später auf Facebook wiederfinden würde. So ist es eben in
Lwiw – ich will gar nicht kritisch sein. Facebook sei hier etwas Besonderes, Politisches, und wenn hier Katzenfotos gepostet werden, dann oft zum Schutz der
Tiere (siehe Die Katzenfrau).
Während
die beiden Männer sich unterhielten, inspizierte ich das Gebäude. Während
meiner Runde erblickte ich eine schöne Überraschung: die unerwartete, helle, wunderschön
heruntergekommene Gebetshalle der früheren Synagoge.
Als
die zwei Männer zu mir kamen, erfuhr ich, dass das Gebäude 1844 errichtet
wurde, und erst als Gebetshalle, dann als Lager und später als Turnhalle
benutzt wurde, bevor es zur Zeit der Perestroika ein Kulturzentrum wurde und
1991 in die Hände von jüdischen Organisationen überführt wurde. Bei aller
Dankbarkeit für die Informationen hätte ich gern den Anblick auf die
Gebetshalle ein bisschen länger genossen. Es war ein kurzer Moment der
Transzendenz, der durch den in der Halle liegenden Krempel noch verstärkt wurde.
Dass die Halle, wie die Stadt überhaupt, auf Renovierung wartet, scheint noch
zu ihrer besonderen Schönheit und Kraft beizutragen. (Foto: frühere Jakób Glanzer Synagoge)
***
Beim
Abschied küsste mich der ältere Herr und mein Bekannter machte noch schnell ein
Foto. Als wir wieder in den Alltag der Altstadt eintraten, wunderten wir uns
über die Überraschungen, die „der, da oben“ – der Lemberger machte einen
Zeichnen mit der Hand, ich nickte – auf unseren Weg gelegt hatte. Wir setzten
den Spaziergang kurz fort und beendeten ihn, wie er angefangen hatte. Mit einem
Kaffee und einem roten Schnaps.
* Wie Anna Xymena Wieczorek in „Migration and (Im)Mobility. Biographical Experiences of Polish Migrants in Germany and Canada“ (2018) veranschaulicht.
* Wie Anna Xymena Wieczorek in „Migration and (Im)Mobility. Biographical Experiences of Polish Migrants in Germany and Canada“ (2018) veranschaulicht.
Donnerstag, 9. August 2018
About Lviv // Snapshots of Ukraine 🌸
Meine 15-jährige Tochter war zu Besuch in Lwiw!
"About Lviv // Snapshots of Ukraine 🌸", ein Film von Noa Beschorner.
Samstag, 4. August 2018
Lemberg ist in Montréal
Wir trafen
uns im Café, die Reporterin und ich. Sie fragte nach meinen Eindrücken von der
Stadt. Ob die Stadt sich durch ihre Vielfalt kennzeichnete? „Heute ist sie sehr
homogen“, war meine Antwort. Sprachlich gibt es eine gewisse Vielfalt, zwischen
Ukrainisch und Russisch. Religiös etwa. LGTBT+ und andere Arte von Vielfalt, eher
wenig. Die vielen Denkmäler, die überwiegend Männer und Ukrainer darstellen, bekräftigen
diesen Eindruck (siehe „Der versteinerte Präsident“ https://stadtschreiberin-lemberg.blogspot.com/2018/06/der-versteinerte-prasident.html).
Die Vielfalt der Stadt scheint vielmehr in der
Vergangenheit zu liegen. Nach Lemberg – oder Czernowitz – fährt man nicht hin: Man pilgert dorthin. Die
Stadtverwaltung und private Unternehmer haben die Sehnsucht nach der Vielvölkermonarchie
offenbar erkannt und geschickt vermarktet. Im Alltag wissen dagegen viele Menschen
nichts davon oder sind schlicht mit anderen Sachen beschäftigt. Sie wissen
nicht – ich leider auch noch nicht – wer alles in den von ihnen bewohnten Häusern
früher gelebt hat. Aus diesem Grund habe ich bis zum heutigen Tag in diesem
Blog über Lwiw, und nicht Lemberg, geschrieben.
Dank des hiesigen Museums „Territorium des Terrors“ (Територія
Терору), des Centers for Urban History of East Central Europe und anderer
Institutionen werden im Sommer Holzwürfel
mit Informationstafeln zur Deportation von Juden und anderen Opfern der Nazi-Gewalt
an vielen Orten der Stadt aufgestellt. Das ist gut.
***
Überrascht war die Reporterin, als ich über die Hutchison-Straße
und Montréal, die kanadische Stadt, in der ich lebe, erzählte: Dort spreche ich
jeden Tag Französisch und Englisch. Jiddisch höre ich täglich. Es ist die
Sprache der Chassidim, die in großer Zahl in der Straße und deren Umgebung wohnen.
Viele ihrer Vorfahren sind am Ende des 19. Jahrhunderts aus dem heutigen Belarus,
der Ukraine und Russland gekommen.
Als ich meine Polnischlehrerin in
Montréal – eine ältere Dame aus Schlesien – fragte, wie ich mir multikulturelle
Städte Mittel- und Osteuropas vor dem Krieg vorstellen sollte, antwortete sie:
„Sie brauchen sich nur hier im Viertel umzuschauen.“ Sie hatte recht: Im Alltag
wechselt man oft die Sprachen, mal mit einer gewissen Unsicherheit, mal absolut
ohne Hemmung. Ähnlich ist es mit der Geschichte der Gotteshäuser: Es gibt viele
Synagogen, Tempel und Kirchen – das ukrainische Kulturzentrum meines Viertels
war mal eine katholische Kirche, dann eine Synagoge. Seine Räume beherbergen heute
eine jüdische reformierte Gemeinde.
In Montréal ist die Vielfalt Alltag,
d.h. gelebt und
insofern neu, und auch ein bisschen in der Vergangenheit geblieben. Musikalische
und literarische Beispiele kann man anführen. So Paul Kunigis. Er ist Sänger
und Musiker. Er bezeichnet sich als „katholischer Montrealer polnischer
Herkunft, der jüdische Wurzel hat und in Israel groß geworden ist“ (https://paulkunigis.com/).* Er mischt
Klezmer mit französischen Chansons und orientalischen Klängen. Seine Musik hat
mit dem heutigen Polen oder Israel nicht viel zu tun. Das ist ihm bewusst. In
Montréal hat er sein Publikum gefunden.
Wenn man die Stimmung der
Romane von Joseph Roths sucht und sich dafür interessiert, was daraus geworden
ist, dann sollte man Montréal besuchen.
*„Un
montréalais catholique d’origine polonaise, d’ascendance juive, élevé en Israël
dans un pensionnat dirigé par des frères jésuites français, je me suis retrouvé
dans le pays de mon enfance en train d’enregistrer une chanson d’un juif
polonais anglophone, de Montréal, descendant de la même ville que mon père,
Vilnius en Lituanie, que j’ai traduit et adapté en français avec des
arrangements à ma sauce, moyen/orientaux.“
Samstag, 28. Juli 2018
Instagrambeauties
An der Universität in Montréal wollte mal eine Fotografin
ein Bild von mir machen. „Machen Sie bitte den Kopf gerade. Nein, gerade. Sie
machen es immer noch.“ Als ich mich wehrte und behauptete, dass ich es nicht täte,
erwiderte sie sachlich: „Doch, Frauen machen‘s, wenn sie fotografiert werden: Sie
stellen den Kopf leicht zur Seite.“ Das hätte ich lieber nicht gewusst, denn
seitdem sehe ich geneigte Köpfe überall.
Wenn sie bestimmt kein anthropologisches Universell ist, ist diese
Gewohnheit mindestens Teil eines globalen Trends. In Lwiw gibt es sie auch, die
geneigten Köpfe. Seit ich sie etwas widerwillig sehe, beobachte ich auch folgendes
bei Laien-Fotoshootings: geschmollte
Münder, sexy Augen, einen leicht
gehobenen oder – wie bei einer Ballerina – gespitzten Fuß. Die Haare scheinen
auch ganz wichtig zu sein. Es gibt eine besondere Geste, die Frauen machen, um
die Haare auf die Seite zu schieben, aber ich steige noch nicht ganz durch. Auch
diejenige, die diese Gewohnheiten belächeln, beherrschen oft selbst die Kunst
des Haare-zur-Seite-schieben. Ob sie es merken? Nein, nicht immer, aber
manchmal schon. Die Anleitungen zum Fotoshooting, die auf YouTube zu finden
sind, deuten darauf hin.
***
Wenn Lwiw eine Person wäre, wäre sie eine Instagrambeauty. Sie ist ja sehr fotogen,
sehr vintage. Ihr Filter wäre „Crema“, ein warmes Gelb. Kein Wunder, dass die
Stadt als Kulisse für Filme dient und zu diesem Zweck eine Kommission ins Leben
gerufen wurde. Eine
Konkurrentin ist Prag, eine andere „instagramble“ Stadt. Dort reisen Bräute und
Bräutigame aus aller Welt hin, um ihre Hochzeitsfotos zu shooten. Lwiw ist in
dieser Hinsicht noch nicht so international bekannt, aber nichtsdestotrotz wird
viel geheiratet und reichlich fotografiert. Neben Paaren in der Altstadt sind schwangere Frauen im Strysky
Park, Freundinnen auf dem Schewtschenko-Boulevard, glückliche Babys im Gras, junge
Models in Türrahmen zu erblicken.
Viele von diesen Fotos findet man später auf sozialen Medien.
***
Bei öffentlichen Kulturveranstaltungen sind Kameras
allgegenwärtig und live streams üblich: Wie in einem Spiegel kann sich das
Publikum bei Lust und Laune selbst live während Veranstaltungen auf Telefone anschauen.
Überhaupt läuft, so kommt es mir zu mindestens vor, das
Leben mehr online hier als in Montréal oder Berlin. Eingekauft wird viel im
Netz, geflirtet wird mitunter über Klicks auf Facebook und Herzen auf Instagram.
Sogar Drogen werden nicht auf der Straße verkauft, sondern online bestellt –
die Internet-Adressen der Anbieter werden an Häuserwände mit Farben gesprüht.
***
Es war mal ein kleines Hobby von mir: Ich machte Screenshots
von Posts auf Facebook, von meinen Freude mit schmollendem Mund oder Kollegen mit
leicht gehobenem Fuß. Nun werde ich auf Facebook getaggt, wenn ich hier an
Veranstaltungen teilnehme. Mein Hobby ist keins mehr. Und oft muss ich an die
Fotografin in Montréal und ihre Mahnung – „Machen Sie bitte den Kopf gerade“ – denken. Es ist ziemlich
anstrengend, ständig aufzupassen, dass der Kopf nicht geneigt ist.
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